Kapitel 9 – Sichtbar anders
Es war ein ganz normaler Mittwoch.
Und doch war er anders.
Lena stand vor dem Kleiderschrank.
Eigentlich wollte sie wie immer zur schwarzen Bluse greifen.
Aber ihre Hand blieb auf dem hellblauen Shirt liegen.
Das enge. Das, das sie seit zwei Jahren nicht mehr getragen hatte.
Sie zögerte.
Dann zog sie es an.
Es passte. Ohne zu spannen. Ohne zu zwicken.
Und – sie erschrak fast ein wenig –
es sah gut aus.
Im Büro kam sie als Erste.
Zehn Minuten später betrat ihre Kollegin den Raum –
blieb kurz stehen –
und sagte dann nur:
„Wow, Lena… Du strahlst heute richtig. Was hast Du gemacht?“
Lena lächelte.
Nicht verlegen. Nicht klein.
Sondern mit einem inneren Glanz, den sie selbst spürte.
„Ich kümmere mich gerade ein bisschen mehr um mich“, sagte sie ruhig.
In der Kantine fragte ein Kollege:
„Hast Du was verändert? Irgendwie wirkst Du so... fit. Frisch.“
Und zu Hause meinte ihre Tochter beim Umarmen:
„Mama, Dein Bauch ist irgendwie weicher… also nicht dick-weicher, sondern… du bist mehr zum Kuscheln.“
Sie grinste.
Und Lena lachte – aus tiefstem Herzen.
Später stand sie im Bad.
Wieder vor dem Spiegel.
Aber diesmal sah sie nicht nur, was anders war.
Sie sah sich.
Nicht perfekt.
Nicht „fertig“.
Aber lebendig.
Weich und stark zugleich.
„Ich wollte nur abnehmen“, dachte sie.
„Aber ich habe angefangen, mich selbst zu spüren.
Und ich glaube… ich mag mich sogar.“